Tagebuch Frachtschiffreise Genua – Port Klang

Schweiz – Genua 31.10.07
genuaEs geht los, um 7 Uhr fährt unser Zug von St. Gallen ab. Es regnet, schneit fast und es scheint der Moment zu sein, Richtung Süden abzuhauen. Mitten im Pendlerverkehr fahren wir durch dichten Neben nach Arth Goldau. Da steigen wir dann in den Cisalpino Richtung Mailand um. Das Wetter wird stündlich besser und entgegen allen schlechten Voraussagen, erreichen wir pünktlich Milano.

In Milano steigen wir dann nochmals um und erreichen am Nachmittag Genua. Eine grosse Überraschung erwartet uns. Genua ist eine wunderschöne Stadt und nicht wie erwartet eine Industriestadt. Das Hotel ist zwar etwas bizarr, aber gut gelegen. Bizarr wegen dem Kirchengemälde an der Decke und versteckt in einem grossen Haus in der dritten Etage.

Eine erste Erkundungstour zeigt eine wunderschön, verwinkelte Altstadt. Die Häuser sind so nahe zusammen gebaut, dass kaum ein Sonnenstrahl in die kleinen Gassen gelangt. Man muss einen mächtig guten Orientierungssinn haben, um sich nicht nonstop zu verlaufen. Kirchen gibts im Abstand von nicht einmal 100m und in jeder ist zwei Mal täglich Messe für jeweils höchstens 10 Leute.

Am Abend als die Füsse langsam brennen, suchen wir eine Pizzeria, die schon um 19 Uhr offen hat… ein nicht ganz einfaches Unterfangen.

Genua 1.11.07
Als erstes rufen wir am Morgen den Hafenagenten an, doch der hat keine Neuigkeiten für uns. Wir müssen auf jeden Fall noch einen Tag warten. Wir wollen im Hotel um eine Nacht verlängern, aber da es ein Feiertag ist, gibts kein Zimmer mehr. Die Leute im Hotel finden uns nach langem hin und her doch noch eine Unterkunft. Also schleppen wir unser Gepäck wieder ins neue Hotel. Wieder erkunden wir die Stadt … nach 10 Stunden, spüre ich nicht einmal mehr meinen Muskelriss, weil die Beine so taub sind. Am Nachmittag gibts noch eine kleine Hafenrundfahrt und einen Besuch des Aquariums. Ich spüre meine Füsse nicht mehr und bin froh schlafen gehen zu können.

Genua 2.11.07
Telefon mit dem Hafenagenten… keine neuen Infos, wir sollen am Nachmittag nochmals anrufen. Wir fragen im Hotel, ob wir, falls es dann nötig wäre, noch ein Zimmer bekommen würden…. ja, eines hat es noch.

Und wieder laufen wir los und erkunden heute die Hügel um die Stadt. Setzen uns an die Sonne und warten bis 13 Uhr, damit wir den Hafenagenten wieder anrufen können. Um 14 Uhr erreichen wir ihn endlich. Die Verbindung ist so schlecht, dass ich nur hoffen kann, dass ich ihn richtig verstanden habe. Wir können morgen früh um 8 Uhr aufs Schiff. Telefon mit dem Hotel, aber leider ist das letzte Zimmer unterdessen vergeben worden. Also zurück ins Hotel und das Gepäck holen. Der Fracht Container Hafen liegt 30 km ausserhalb von Genua in Voltri. Wir entschliessen uns da ein Zimmer zu nehmen. Das Hotel liegt direkt am Hafen und mit dem Meeresrauschen kommt auf einmal Ferienstimmung auf.

Am Abend spazieren wir bis zum Eingang des Frachthafens. Container über Container und wir bekommen einen ersten Eindruck der Grössenverhältnisse. Vom Balkon aus suchen wir mit dem Fernglas den Horizont nach unserem Schiff ab, es liegen ein paar Containerschiffe vor Voltri, aber wir können unseres nicht erkennen.

In der Nacht schlafe ich schlecht.. was wenn ich den Hafenagenten falsch verstanden habe und das Schiff um 8 Uhr ablegt? Träume, dass ich verschlafe, bin bereits um 4 Uhr wach und kann nicht mehr einschlafen.

Genua 3.11.07
schiffganzMit dem Taxi gehts raus zum Hafen. Beim ersten Kontrollpunkt werden wir gestoppt, geben den Schiffsnamen Chopin an. Die Wache gibt den Namen weiter, schüttelt den Kopf, nein dieses Schiff ist nicht hier…. Schweissausbruch.. gebe die Tickets und dann ahaaa.. Sopin ausgesprochen und nicht Schopä… uffff Erleichterung.. alles klar und wir werden in den Hafen gelassen. Das Taxi bringt uns zum Hafenbüro. Da werden wir in Shuttlebus gepackt und zur Chopin gefahren. Der Weg führt durch ein Labyrinth von Containern. Container Ladelastwagen kreuzen unseren Weg und der Fahrer muss höllisch aufpassen, dass wir nicht unter die Räder oder besser gesagt Container kommen.

Dann stehen wir vor dem Schiff, welches von riesigen Kranen beladen wird. Gefährlich ist es, da wo wir stehen und wir werden angehalten sofort die Treppe hochzugehen. Eine ziemliche Herausforderung.. die Treppe schaukelt und es ist nicht ganz einfach die Tonnen von Büchern und Spiele da rauf zu schleppen.

Oben müssen wir uns erst einmal registrieren. Im Hafen wird jeder der das Schiff betritt oder verlässt eingetragen. Dann werden wir von der Besatzung empfangen. Sehr freundlich, aber ein Sprachkauderwelsch, der mir natürlich sofort das erste Blackout beschert. Wir müssen erst einmal unsere ganzen Papiere abgeben, werden fotografiert und dann in unsere Kabinen gebracht. Wou, da wird aber gestaunt.. nicht die erwartete Kammer, sondern ein schön grosses Zimmer mit Pflanzen, Sofa, einem Arbeitstisch und einem eigenen Bad und weil wir im Deck F (7. Stock) sind, sehen wir auch über die Container hinweg.

Dann bekommen wir Kaffee serviert und dann werden wir wieder von Bord geworfen… wir sollen erst am Abend wieder kommen, abgelegt wird erst mitten in der Nacht.

Also rauf in die Hügel von Voltri, sehen die Dimensionen des Hafens. Am Nachmittag gehts nach Pegli, auch ein schönes Dorf. Am Abend wieder zurück aufs Schiff, welches immer noch von 2 Kranen beladen wird. Zeit fürs Abendessen und eine weitere Überraschung. Nicht etwa Eintopf, lieblos auf den Teller geworfen.. sondern weiss gedeckt und ein 4-Gang Menue erwartet uns. Salat liebevoll ausgarniert.. alles pikfein. Die Crew alle im weissen Hemd, der Captain in Uniform und wir kommen uns grad mächtig underdressed vor. Klassische Musik ertönt und der Matrose welcher Landgang hatte, schwärmt von der Architektur Genuas. Peng, mindestens 8 Vorurteile auf einen Schlag abgebaut.

Nach dem grossen Essen schauen wir von unserer Kabine aus zu, wie das Schiff beladen wird. Kein Schoggijob. Versuchen zu schlafen, um 5 Uhr sollten wir loslegen. Doch dann um 3 Uhr geht ein Ruck durchs Schiff. Schnell aufstehen und zum Fenster rausschauen. Das Beladen scheint fertig zu sein. Krieche wieder ins Bett, um 3.30 nochmals rausschauen … Oh wir sind bereits auf dem offenen Meer, werden aber noch von Booten rausgeschleppt. Dann werden die Motoren angelassen und das Schiff fängt an zu beben. Schlafe trotz der Schläge in meinem Kissen wieder ein.

vor der Küste Korsikas, 4.11.07
Während dem grossen Frühstück versuchen wir uns vorzustellen wo wir sind. Der 2. Capitain kommt und hilft uns.. wir befinden uns vor der Küste von Korsika. Jetzt haben wir erst einmal Zeit für uns, dann am Nachmittag sollen wir einen Schiffrundgang vom Capitain erhalten. Doch der fällt einer Notfallübung zum Opfer. Für uns gibts da nichts Grosses zu tun. Im Notfall müssen wir Passagiere auf die Brücke. Dann noch eine Demonstration des Trockenanzuges, falls wir ins Wasser springen müssen.

Am Abend können wir dann dem Capitain ein Loch in den Bauch fragen. Wir erfahren, dass wir eine französisch/rumänische Crew haben. Er zeigt uns auch die Brücke, unseren Salon (!!!) mit eigenem Fernseher und Spieltisch, den Waschmaschinen Raum… und anschliessend gibts einen Apéro mit den Offizieren. Nach dem Abendessen gehen wir auf die Brücke. Der diensthabende Offizier freut sich uns zu sehen… aber wir sehen erst mal gar nichts. Es ist stockdunkel auf der Brücke und es dauert einen ziemlichen Moment, bis sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Aber dann ist es spannend und wir verbringen fast 3 Stunden auf der Brücke.. dann gehts schlafen.

Ankunft Malta, 5.11.07
Um 5.30 klingelt der Wecker. Schnell anziehen und rauf auf die Brücke, denn die Ankunft in Malta steht an. Auf der Brücke ist die Anspannung bereits spürbar. Doch der Hafen ist noch nicht bereit für uns. Ungeduld macht sich breit. Doch dann wird der lokale Hafen Pilot an Bord gebracht. Ab sofort ist das Schiff unter seiner Herrschaft. Er gibt die Befehle direkt an den Capitain und dieser dann an seine Mannschaft weiter. Die beiden Beiboote kommen und hängen sich uns an. So werden wir in den Hafen geschoben, gestossen, geschleppt und gedrückt. Parkiert wird seitwärts hinter ein anderes Schiff und wir staunen ziemlich.. beeindruckend das Manöver.

Wir sind im Hafen von Marsaxlokk. Erst noch ein kleines Frühstück und dann sofort raus. Mit dem Shuttle Bus gehts zum Hafenausgang und von da nehmen wir den ersten Bus Richtung Valetta. Die Stadt ist nicht wieder zu erkennen. Tausende Leute, wie die Bahnhofstrasse an Weihnachten. Leute die alle aus den Bäuchen der grossen Kreuzfahrtschiffen ausgespuckt wurden. Wir kommen nicht einmal in die Kathedral rein und beschliessen zu fliehen. Wir nehmen den Bus nach Cirkewwa und von da die Fähre nach Gozo. Dort machen wir einen Abstecher zur Citadelle von Victoria. Verwaschen, schön und stolz tront sie über der Stadt. Bei der Rückfahrt machen wir noch einen Stopp bei Kathedrale von Xewkija. Von aussen imposant, innen sehr schlicht, aber wunderschön. Dann gehts wieder zurück nach Birzebbuga, dem kleinen Ort wo unsere Chopin liegt. Eine abenteuerliche Reise die fast 3 Stunden dauert. Ziemlich müde fallen wir ins Bett, kein Motor nichts… und so schlafen wir richtig gut.

Abfahrt Malta, 6.11.07
Nach einer ruhigen Nacht, wandern wir nochmals um die Bucht von Birzebbuga. Wir treffen auf ein paar Jungs der Crew und gehen mit ihnen zurück. Um 14 Uhr fahren wir ab. Das gleiche Schauspiel nochmals, einfach andersrum. Kaum sind wir auf offenem Meer, fängt es das erste Mal an zu schaukeln…nicht stark, aber doch spürbar und da wir jetzt viel mehr Container vor dem Fenster haben, hören wir das Ächzen und Stöhnen.

Küste Libyen, 7.11.07
rettungsbootTrotz des Geschaukels habe ich gut geschlafen. Nach dem Frühstück gehts rauf auf die Brücke, damit wir sehen, wo wir sind. Wir befinden uns ca. 150 km vor der Küste von Libyen.

Vögel reisen als blinde Passagiere mit. Am Nachmittag laufen wir unten im Schiff ganz nach vorne…. Totenstille plötzlich… das Schiff gleitet einfach so durchs Waser. Arbeiter streichen das Schiff neu. Die Dimensionen können wir immer noch nicht fassen.

Dann klettern wir wir die Treppe wieder nach oben, aber dieses Mal aussen rum. Besichtigung des Rettungsbootes… und hoffen, dass wir das nicht brauchen werden….Oben auf der Brücke ist es immer spannend und irgend jemanden können wir immer ausfragen.

Ägypten, 8.11.07
Wieder stehen wir um 5.45 Uhr auf um die Ankunft im ägyptischen Hafen Damietta zu sehen. Doch die Ägypter halten uns zum Narren. Erst heisst es warten und als das Schiff endlich am Ankerplatz ist, kommt die Meldung.. okay ihr könnt kommen. Der Capitain ist stinksauer und lässt seinem Unmut über die ägyptische Organisation freien Lauf. Dann doch wieder warten da erst noch ein chinesisches Containerschiff raus muss. Der Capitain meint… bei einem europäischen Schiff hätten sie es jetzt gewagt bei der Einfahrt in den Hafen zu kreuzen, aber bei einem chinesischen nicht, da die Kommunikation unmöglich ist. Dann endlich im Hafen und sofort fängt der Verlad der Container an. Da wir nicht raus können, staunen wir einmal mehr über den Ameisenhaufen in einem Hafen. Immer wieder entdecken wir etwas Neues.

und wieder viel zuviel gegessen….

Am Abend wird es hektisch. 2 Stunden früher als erwartet fahren wir ab. Als die Durchsage über Lautsprecher kommt, ist es kurz vor dem Abendessen und wir hasten sofort auf die Brücke. Irgendwas ist nicht gut, aber wir verstehen nicht ganz was. Dann noch mehr Hektik, wir müssen unbedingt vor 22 Uhr am Warteplatz vor dem Suezkanal sein….. wir schaffen es um 21.52 Uhr.

Wenn man nach 22 Uhr ankommt, dann muss man wieder auf die nächste Schicht warten und warten heisst viel Geld. 8 grosse Schiffe und 16 kleinere warten bereits. Alle Lichter um die Schiffe werden eingeschalten. Um Mitternacht nochmals kurz auf die Brücke um die letzten News abzuholen. Vermutlich gehts um 3 Uhr morgens los.

Das ganze Schiff ist jetzt abgeschlossen, alles was nicht niet und nagelfest gemacht werden kann ist verstaut… anscheinend wir sonst alles zusammengeklaut.

Suezkanal, 9.11.07
suez3 Uhr morgens stehen wir wieder ein bisschen zerknittert auf der Brücke. Langsam fahren wir die letzte Strecke Richtung Suezkanal und nehmen den Piloten an Board. Zusätzlich eine Suezcrew. Diese besteht aus 2 Männern welche an Board sind, falls es um das Schiff rum im Kanal Probleme gibt. Kabel oder irgendsowas. Im Suezkanal angekommen, wird der Pilot bereits wieder ausgewechselt… und dann wirds eng. Da wir aber doch nicht so viel sehen gehen wir um 5 Uhr wieder ins Bett nur um um 8 Uhr wieder aufzustehen. Links ist nur Sand zu sehen, rechts ist es grün und bevölkert. Delfine schwimmen mit uns mit.

Das ägyptische Militär zeigt viel Präsenz. Wir fahren an explodierten Wracks vorbei. Gegen 12 Uhr mittags sind wir im grossen See. Hier müssen wir erst mal warten, denn jetzt fahren die Schiffe in den oberen Teil rein, da wir die letzten waren, geht das erste Schiff in den Kanal, kaum sind wir draussen. Da wir voraussichtlich bis 15 Uhr warten müssen, gehen wir erst mal essen. Als wir um 15 Uhr wieder auf die Brücke kommen tut sich noch gar nichts. Um 17 Uhr wird der Capitain langsam sauer.. es hat zuwenig Piloten. Der Capitain ist stinksauer und ärgert sich lauthals über die ägyptische Organisationsfähigkeit.

Vorallem erfahren wir auch, warum gestern so eine Hektik in der Mannschaft herrscht. Weil im Hafen Damietta einfach ganz am Schluss noch ein Container falsch auf das Schiff gesetzt wurde und dieser ärgert die ganze Mannschaft, vorallem die auf der Brücke, weil er die Sicht behindert.

Dann endlich um 18 Uhr gehts los, leider ist es schon stockdunkel und wir sehen nicht sehr viel. Also gehen wir doch schweren Herzens schlafen. Nach der hektischen letzten Nacht schlafen wir auch sehr gut.

Rotes Meer, 10.11.07
Wir verbringen den ganzen Morgen bei Mihail, unserem Lieblingsoffizier auf der Brücke. Halten nach Walen und Piraten Ausschau, wie die Crew auch. Obwohl uns jeder beruhigt und meint, das Schiff sei viel zu hoch und zu schnell, dass Piraten entern könnten, werden doch alle Vorsichtsmassnahmen getroffen. Das Schiff bleibt abgeschlossen und ein Matrose sucht regelmässig den Horizont nach Schnellbooten ab, bis wir Somalia hinter uns gelassen haben.

Am Nachmittag legen wir uns erst mal hin, weil wir wieder viel zu viel gegessen haben. Ich werde das Abendessen auslassen. Am Nachmittag dann den obligatorischen Spaziergang zur Spitze. Das ist wirklich ein herrlicher Platz. Es ist so still da. Doch dann kommt die Wartungscrew und fängt an, mit der elektrischen Eisenbürste den Rost zu entfernen….Aus mit der Ruhe und einmal mehr schwöre ich, mich nie mehr über meinen Job zu nerven.

Am Abend kann ich beim Essen nicht kneifen und kriege wieder das gesamte Menue. Wir schauen eine mitgebrachte DVD, ich realisiere erst jetzt, dass ich einen Film über eine Schiffskatastrophe gekauft hatte… der Film ist grottenschlecht..

Rotes Meer 11.11.07
maschraumBeim Frühstück werden wir vom Chefmechaniker in den Maschinenraum eingeladen. Wir bekommen Ohrenschutz und steigen dann ab in die heisse Hölle unseres Schiffs. Die Luft ist heiss, feucht und ölig. Es ist laut und ich kann nicht fassen unter welchen Bedingungen die Crew hier arbeiten muss. Der Maschinenraum ist beeindruckend. 10 Zylinder treiben den Motor an, die Antriebwelle, welche die 77 Tonnen schwere Schiffschraube antreibt ist riesig. Der Motor alleine erzeugt 30’000 l Kondenswasser, darum dürfen wir auch stundenlang duschen.. ohne Wasserprobleme zu verursachen.

Ziemlich verschwitzt begegnen wir dem Capitain und weil es Sonntag ist, werden wir zum Apéro mit den Offizieren eingeladen. Es gibt Champagner und weil es Wochenende ist, gibt ein 5-Gang Menue.

– Schinken mit Kaviar
– Teller mit 3 Königscrevetten auf Gemüse
– Ente mit Kroketten
– Käse
-Ofenküechli, gefüllt mit Vanillecrème (3 x so gross wie normal)

Noch ein Blick auf die Brücke, nur damit wir ein bisschen Treppen steigen. Temperatur im Schatten 30 Grad an der Sonne 35°. Die Luftfeuchtigkeit ist enorm und die Sicht vom Sand behindert. Das ganze Schiff ist bereits mit einer feinen Sandschicht überzogen. Das Atmen fällt schwer draussen. Nach dem Abendessen würfeln wir noch ein bisschen und dann ab in die Heia.

Golf von Aden, 12.11.07
Diese Nacht wurde die Uhr wieder um eine Stunde vorgeschoben. Die Zeit auf dem Schiff wird jetzt ruhiger. Den Morgen verbringen wir jeweils bei Mihail auf der Brücke. Er erklärt viel und es ist immer spannend mit ihm. Heute gesteht er uns, dass er Geburtstag hat.. also singen wir erst mal eine Runde.

Nach dem Mittagessen werden wir vom jüngsten Schüler im Treppenhaus abgefangen. Er möchte, dass wir die Ziehung der Gegner fürs Pingpong Turnier durchführen. Dabei entdecken wir auch unsere Namen. Das heisst für uns jetzt täglich 1 Stunden Pingpong Training. Im Raum ist es heiss und wir sind bald ziemlich verschwitzt.

Mitten in der Siesta wirft mich der allgemeine Alarm aus dem Bett. Beim allgemeinen Alarm müssen wir Passagiere uns auf der Brücke melden. Dort erwartet uns der Captain mit einem breiten Grinsen. Nur eine Übung…. wir trotten wieder nach unten. Doch eine Stunden später stehen wir auf der Brücke und suchen das weite Meer nach Walen ab. … natürlich ohne Erfolg

Um 17 Uhr treffen wir uns im Offiziersraum.. Mihails Geburi wird gefeiert.. schnell konstruieren wir noch ein Päckchen mit Schweizer Schoggi. Die Stimmung ist ziemlich ausgelassen und das Abendessen wird richtig laut.

Golf von Aden – Arabisches Meer, 13.11.07
Wir sind nördlich der Insel Sucotera die zu Yemen gehört und verlassen somit bald Piraten Gebiet. Nach dem Frühstück erst mal den Schwatz auf der Brücke. Heute fragen wir alles über GPS, Radar und Schiffs E-Mail. Nach eine oppulenten Mittagessen erst mal Siesta machen. Dann wieder eine Runde Pingpong Training und einen Abkühlungsmarsch um das ganze Schiff rum.. sind ja immerhin 554 m. Dabei entdecken wir auch immer wieder was Neues. Diese Mal ist es ein Kühlcontainer, welcher sich kurz abtaut.

Zum Abendessen gibts irgendeinen Vogel, der sich schlussendlich als Rebhuhn enttarnt. Ein letzter Blick auf die Brücke und da bleiben wir erstmal wieder hängen und quasseln mit den beiden bis lang in den Abend.

Arabisches Meer, 14.11.07
Seit gestern fahren wir einfach geradeaus Richtung Südspitze Indiens. Viele von der Crew und wir haben diese Nacht schlecht geschlafen. Zusätzlich wurde die Uhr wieder um eine Stunde verschoben. Unterdessen haben wir 4 Stunden nach vorne verschoben. nach dem Frühstück gehts für einen Blick in die Küche. Gute Gelegenheit dem Koch mal ein Kompliment zu machen. Er will sofort alles über Schweizer Käse wissen und erklärt uns das Einkaufssystem. Das Schiff wird mit Esswaren jeweils in Marseille und in Malaysia bestückt. Nach dem Mittagessen erst mal wieder Siesta.. wir werden jeden Tag fauler… dann wieder den Marsch um das Schiff. Der hintere Teil wurde in den letzten 2 Tagen geschrubbt und neu gemalt.. man sieht wieviel Arbeit hier geleistet wurde. .. dann biegen wir um die Ecke und sehen…

2 kleine Nussschalen Boote. Wir sind meilenweit von irgendeiner Küste entfernt. Wir merken uns die Zeit, damit wir später auf der Karte schauen können, wo wir zu diesem Zeitpunkt waren. Nach dem Abendessen rauf auf die Brücke. Als wir Mihail von den Fischerbooten erzählen, ist er nicht überrascht. Die Fischer haben ein grosses Versorgungsschiff, welches ihnen regelmässig Esswaren/Benzin bringt und ihren Fang mitnimmt.

Aber die Fischerboote sind ein Problem für das Schiff. Sie weichen nämlich aus Angst um ihre Netze nicht aus und deshalb muss das tonnenschwere Schiff um die kleine Boote rumfahren. Richtig schlimm anscheinend ist es im chinesischen Meer.

Arabisches Meer, nördlich der Malediven, 15.11.07
brueckeSeit 2 Tagen fahren wir auf einer geraden Linie .. immer noch keine Wale, dafür haben wir die fliegenden Fische beobachtet. Dann waren wir tatsächlich so müde, dass wir uns schon am Vormittag zu einer Siesta verabschieden mussten. Beim Mittagessen finden wir ein Meerschweinchen auf dem Teller. Aber wir essen brav und fragen erst beim Dessert was es war. Es stellt sich heraus, dass es eine Wachtel war.

Am Nachmittag beim Spaziergang um das Schiff fragt uns der Maler, ob wir die Delfine gesehen hätten, die den ganzen Vormittag in den Wellen getanzt haben…. lange Gesichter bei uns beiden…. wir starren den ganzen Tag aufs Wasser und sehen nichts…

Heute abend lasse ich definitiv den Hauptgang aus.. den Käse esse ich schon lange nicht mehr und ernte dafür jedes Mal böse Blicke vom Stewart.

Nach dem Essen beginnt mein erstes Spiel im Pingpong Turnier. Meine erste Runde ist gegen den Chefmechaniker.. wir schenken uns nichts, aber ich muss mich doch 2:1 geschlagen geben. Danach spielen dann die beiden Profis, der 2. Capitain und der 2. Offizier gegeneinander. Mein zweiter Gegner Paul, der jüngste Schüler will erst noch ein bisschen üben und so bleibt es bei einem Spiel für mich. Dann noch unser Routinegang auf die Brücke.

Südspitze Indiens – Sri Lanka, 16.11.07
Heute morgen wie üblich auf die Brücke.. alles ruhig und plötzlich….. sehe ich was.. Kann es sei?? Ich schnappe mir den Feldstecher und stürme raus.. ja tatsächlich … ein WAL!!! und noch einer …. und Delfine… Unterdessen hat sie auch der Capitain gesehen und er kommt auf die Brücke gerannt um uns zu benachrichtigen… freut sich für uns, dass wir sie schon gesehen haben. Ich starre den ganzen Morgen aufs Wasser und sehe plötzlich noch eine Schildkröte im Wasser. Boaaaaah was für ein Tag… Ich habe das erste Mal in meinem Leben tatsächlich einen Wal gesehen..

Nach den Essen Siesta , dann einen wackeligen Gang zum Bug, es hat heute ziemlich hohe Wellen und das Schiff schwankt beträchtlich. Der Capitain will um 17 Uhr mit uns Pingpong üben. Also spielen wir uns zuerst mal ein bisschen ein. Der Capitain sieht, dass der Schüler noch nicht gehen mich gespielt hat und telefoniert mit dem Maschinenraum… 5 Minuten später steht Paul vor mir, ganz entsetzt, dass er vom Capitain geholt wurde.. und ich bekomme meinen zweiten Match… den gewinne ich 2:0 und schäme mich fast ein bisschen.

Duschen und dann Nachtessen…nach dem Essen gibts nochmals 2 Matches und unterdessen tropft der Scheiss im Fitnessraum fast von der Decke, so viele Leute haben sich da reingezwängt. Ziemlich erledigt schleppen wir uns zum ersten Mal mit dem Lift Richtung 7. Stock. Auf der Brücke ist der Matrose Caitlin ziemlich beschäftigt und kann das erste Mal kaum mit uns sprechen. Er muss dauernd Fischerbooten ausweichen, die er manchmal nicht mal auf dem Radar erkennt und die kaum beleuchtet sind.. die Anspannung ist spürbar. Darum wechseln wir nur ein paar Worte mit Mihail und gehen dann ins Bett.

Doch das Schiff schaukelt sehr stark und zwischendrin wird die Nase ganz schön ins Kissen gedrückt. Das Schaukeln stört nicht, aber das Geächze der Platten wird immer lauter und das Geräusch geht einem durch Mark und Bein. So liege ich doch noch lange wach und denke über diese tolle Reise nach, die so schnell vorbei gegangen ist.

Nicobaren, 17.11.07
Diese Nacht wurde die Zeit wieder um eine Stunde vorgeschoben und zusätzlich haben wir nicht sehr gut geschlafen, darum erscheinen wir ziemlich zerzaust beim Frühstück. Nach dem Frühstück rauf auf die Brücke. Es gibt ziemlich viel Verkehr und Mihail ist sehr konzentriert. Da wollen wir ihn nicht weiter stören und wir verziehen uns auf unsere Zimmer.

Am Nachmittag stellen wir dann mit dem Stewart die Getränkeliste für unsere Abschiedsfeier zusammen. Je eine Flasche Ricard, Gin und JB, dann 24 Büchsen Bier und 12 Schwepps und 12 Cola. Chips und Nüssli gibts vom Schiff.

Wir bedanken uns beim Apréo für diese tolle Reise, bei der uns jeder immer wieder bewiesen hat, wie willkommen wir waren. Obwohl wahrscheinlich die Passagiere immer wieder die gleichen Fragen haben.

Den Abend lassen wir wieder auf der Brücke ausklingen.

Sumatra – Strasse von Malacca – Port Klang, 18.11.07
bugAuf der Brücke noch die letzten Fragen stellen… beobachten von Delfinen. Dann ein letztes Mal zum Bug. Wir fahren einen ziemlich kriminellen Kurs durch Fischerboote und Netze. Wir bestaunen ein letztes Mal die Grösse unseres Schiffs.

Am Abend sind wir wieder auf der Brücke und warten auf die Einfahrt in den Port Klang. Aber es dauert noch eine Weile.. darum gehen wir packen.

Port Klang, 19.11.07
In der Nacht werde ich von blitzenden Licht geweckt und ich meine erst die Leute vom Zoll zünden mir ins Gesicht… aber draussen tobt ein heftiger Tropensturm. Nonstop Blitze erhellen den gesamten Horizont… bin aber zu gaga um auf die Brücke zu gehen, deshalb bestaune ich das ganze Spektakel vom Bett aus. Nach dem Frühstück gibts dann das grosse Adieu. Schweren Herzens verlassen wir die Chopin und ihre tolle Crew. Mit dem Hafenagenten gehts raus zum Zoll und dann stehen wir in Malaysia und die nächste Etappe dieser Reise geht los.

 

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